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Zu Besuch im Tropez

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Pack die Badehose ein und dann nischt wie raus in den Humboldthain. Hier findet man nämlich unser liebstes Freibad in Berlin. Wie es sich für ein ordentliches Freibad gehört, gibt es neben dem Schwimmbereich selbstverständlich einen Kiosk, der Pommes Schranke, Bierchen und Süßigkeiten anbietet. Während der Imbisskiosk im Humboldthain auf den ersten Blick ausschaut wie alle anderen, wird auf den zweiten Blick schnell ersichtlich, dass sich hinter dem vermeintlichen Kiosknamen "Tropez" viel viel mehr verbirgt. Das Tropez ist ein wundervolles Kunstprojekt mit vielen Performances und Exponaten, die während der regulären Freibadzeiten gezeigt werden. Der Imbissbetrieb ist dabei eingeschlossen. Wir haben die Initiatorin Nele Heinevetter vom Tropez zu einem Interview getroffen.

Bereits das zweite Jahr in Folge transformierst du und dein Team den Kiosk im Freibad Humboldthain zu einem Kunstraum/Ausstellungsraum mit festem Begleitprogramm und Kunstwerken. Wie bist du auf die Idee gekommen mitten im Wedding und dazu noch im Freibad ein derartiges Kunstprojekt umzusetzen?

Ich liebe Freibäder von jeher, weil dort so viele unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen. Das Sommerbad im Humboldthain ist mein erklärter Lieblingsort in Berlin, seit ich vor zehn Jahren hierhergezogen bin.

In dieser Saison ist VOYAGE das Leitthema aller gezeigten Kunswerke sowie des Rahmenprogramms. Wer stellt in diesem Jahr was aus, was sind deine Kriterien die Arbeiten der Künstler auszuwählen? Welche Arbeit findest du besonders bemerkenswert?

Wir (Leona Koldehoff, Sophie Boysen und ich) mögen natürlich alle Arbeiten sehr gerne: Von Aurora Sanders riesiger Asiabox-Skulptur Swim or Sink, aus der sich die Kinder Schwimmnudeln mit ins Wasser nehmen können, über das coole Computerspiel Armada von Porpentine Charity Heartscape, bis hin zur dem fantastischen Beitrag Data Pools von Adam Harvey und Anastasia Kubrak, der die Besucher*innen verwirrt. Er besteht aus Harvey’s SkyLift – einem Gerät zur Manipulation von Geolokalisierung – sowie einem Katalog mit Abbildungen und Daten zu den Privatpools der großen Big Tech Unternehmer. An bedeckten Tagen, wenn das GPS Signal weniger stark ist, befinden sich die Handies der TROPEZ Besucher*innen plötzlich in Palo Alto, bei Amazongründer Jeff Bezos am Pool.

Eine Begegnung mit Kunst mitten im wilden Wedding und dann noch in einem Freibad klingt zunächst absurd. Wie nehmen die Badegäste das Projekt auf? Gibt es skurrile Geschichten zu erzählen?

Bei der Performance von New Noveta waren Keira und Ellen ganz überwältigt von der Reaktion der Badegäste. In der Kunstwelt gibt sich das Publikum ja gerne abgeklärt und cool. Hier haben sich die Kinder vor Begeisterung überschlagen und sind ihnen sogar hinterher gerannt. Das war schon sehr besonders. Die Badegäste reagieren unterschiedlich: Viele kommen neugierig auf uns zu und stellen gute Fragen. Manche freuen sich einfach nur, dass der Kiosk jetzt von so einem netten Team betrieben wird.

Einen ganzen Sommer im Freibad hört sich verlockend an. Wie kam es eigentlich zum Namen TROPEZ? Wo wird deine persönliche Reise nach der TROPEZ-Saison weitergehen? Wird es auch im nächsten Jahr Kunst und Kiosk geben?

TROPEZ klingt einfach nach Ferien, fand ich. Und in die fahre ich auch erst einmal am Ende der Saison, allerdings nach Sizilien. Und natürlich sind wir pünktlich zur Eröffnung der Badesaison im kommenden Jahr wieder zurück: mit Kiosk und Kunst.

Die Sommerferien sind in Berlin angekommen. Welche kommenden Programm-Highlights sollte man keinesfalls verpassen?

Wir haben ab Sonntag einen tollen Kinderworkshop: Bubbles. Gemeinsam mit dem Operndorf Afrika haben wir den Rapper und Schauspieler Abdoul Kader Traoré sowie die Theaterpädagogin Fanny Zihlman eingeladen einen HipHop- und Theaterworkshop mit Kindern zu entwickeln. Eine Woche lang, von 11 bis 16 Uhr, entwickeln sie mit den Kindern und Jugendlichen eine Aufführung rund um das Thema, wie man eigentlich unter Wasser kommunizieren kann – d.h. wenn anstelle von Sprache nur Luftblasen aus dem Mund kommen. Das Stück führen sie dann am 4. August im Schwimmbad auf. An dem Tag gibt es auch eine tolle Soundperformance von dem Schweizer Künstler und DJ Jan Vorisek, der dafür nach Berlin kommt. Am 5. August gibt es dann gleich einen wunderbaren Tag im TROPEZ, den KAYA (Kerstin Brätsch/Debo Eilers) gestalten: Sie haben Mariechen Danz, Johannes Paul Raether und Loredana (Beatrice Marchi) eingeladen, es wird u.a. eine Hüpfburg geben, riesige Malbücher und eine Soundinstallation von Nicolas An Xedro. Die Pogo Bar ist noch zweimal bei uns zu Gast – und auch Creamcake, Broken Dimanche Press und Starship richten weitere wunderbare Nachmittage aus. Außerdem freuen wir uns schon ganz besonders auf die Unterwasser-Oper mit dem Arbeitstitel Selfish Shellfish. The Aquatic Ape von Monster Chetwynd am 30. August als letzten großen Höhepunkt des Sommers. Teile davon werden die Besucherinnen nur unter Wasser anschauen können mit Taucherbrillen.

Das Sommerbad Humboldthain ist täglich von 9 bis 19 Uhr (montags erst ab 10 Uhr) bis zum 2. September geöffnet. Das aktuelle Programm vom Tropez findet ihr hier.

Interview: Maria-Silva Villbrandt, Fotos: Jules Villbrandt