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Zu Besuch bei Mike Klar

HUB: Merci, dass ich dich in eurer Wohnung besuchen darf! Magst du dich einmal kurz vorstellen, was machst du beruflich?
Mike Klar: Gerne - ich freue mich sehr über deinen Besuch und dass du mich gefunden hast!
Ich habe Kommunikationsdesign an der Bauhaus-Universität Weimar und Kunsttherapie in Berlin Weißensee studiert und Arbeit Teilzeit in einer psychiatrischen Klinik mit Erwachsenen und freiberuflich als Illustrator und Livezeichner.

HUB: Eure Wohnung liegt im fünften Stock mitten im Bergmannkiez, wie groß ist sie und wer wohnt hier?
MK: Wir haben 3 Zimmer/Küche/Bad auf knapp 100 qm verteilt. Ich wohne hier gemeinsam mit meinem Freund Kevin und unseren beiden Katzen Olga und Caruso und Unmengen an Pflanzen.
Anfang 2011 bin ich damals für das Kunsttherapiestudium aus Köln nach Berlin gezogen, da war es allerdings noch eine sehr runtergewirtschaftete 3er-WG.
Zum Glück hatte ich schon damals das Potential der Wohnung erkannt und hatte genug Sitzfleisch, um nach turbulenten WG-Zeiten seit mittlerweile über drei Jahren mit meinem Freund hier zu wohnen und der Wohnung ein neues Gesicht zu geben.

HUB: Woher kommt dein Interesse für Interior?
MK: Ich glaube es ist mein generelles Interesse am Gestalten. Es fing früh mit Zeichnen und Malen an und hat sich dann auf meine tägliche Umgebung ausgeweitet - früher eher mal eine bunte Wand und studentische DIY-Projekte.
Das Interesse an Interior haben wir beide schon mitgebracht und irgendwie funktioniert unsere Beziehung wie ein Katalysator hierfür und diese Leidenschaft ist eine unserer verrückten Gemeinsamkeiten.

HUB: Eure Sammlung an italienischen Designlampen ist der Hammer, welche war die Erste, welche ist die liebste und welche fehlt euch noch?

MK:Das ist eine gute Frage: Die erste war die Snoopy von Flos - damit hat sich Kevin einen Traum erfüllt... mein heimlicher Favorit ist die Tahiti von Ettore Sottsass entworfen, nicht zuletzt, weil sie von 1981 stammt, meinem Geburtsjahr.
„Fehlen“ [Luxusprobleme] tut uns noch die Shogun Terra von Artemide, die wird allerdings nicht mehr produziert und ist schwer zu bekommen. Solange erfreue ich mich an ihrer kleinen Schwester auf dem Küchentisch.


HUB: Ihr beweist in eurer Farbwahl wirklich Mut, der mich sehr an meinen Besuch in Brasilien erinnert, habt ihr Tipps wie man sich Farbe am besten nähert?
MK: Das freut mich, dass es dich an Brasilien erinnert - wahrscheinlich nicht zuletzt durch den ganzen Pflanzendschungel...
Ich denke das Thema Farbe ist immer sehr individuell - hier in Deutschland ist und war lange eher der Scandi-Style angesagt. Ich finde, man kann ruhig etwas mehr wagen. Man sollte sich fragen, in welcher Stimmung man leben möchte: Welchen Zweck erfüllt welches Zimmer und wie hell ist es?
Ein Arbeitszimmer sollte vielleicht neutraler sein, ein Wohnzimmer kann auch mal dunkler sein, das macht es behaglich, Durchgangsräume wie ein Flur können dann z.B. wie bei uns komplett in Ultramarinblau inklusive Decke zum Statement werden. Wichtig finde ich auch immer Accessoires wie Kissen, Vasen etc. in Komplementärfarben zu wählen, das baut Spannung auf. Und wenn man sich dann doch mal vergriffen hat, wird eben umgestrichen, das ist uns auch schon passiert. Einrichten ist für mich wie Malen in 3-D.
HUB: Wo sucht ihr nach Inspirationen, was sind eure Internetperlen?
MK: Inspirationen kommen viel von Instagram, aus Zeitschriften wie der AD und AW und von unseren unzähligen Interieur-Bildbänden. Momentan sind wir sehr angetan vom modernen italienischen Design wie von Marcante Testa oder den beiden Briten von 2lgstudio - im Vergleich zu ihnen ist es fast schon monochrom bei uns.
Ein weiterer Klassiker ist die Seite von The Socialite Family - tolle Beispiele wie sich Kunst, Design und Trödel kombinieren lassen.

HUB: So gut wie jedes Möbel oder Objekt in eurer Wohnung erzählt eine Geschichte, welche ist deine Lieblingsgeschichte?
MK: Da fallen mir so einige ein, aber eine meiner Lieblingsgeschichten ist die zum großen Kaktus im Arbeitszimmer.
Er war auf eBay Kleinanzeigen zu verschenken ausgeschrieben und nachdem ich lange Überzeugungsarbeit durch Bilder unserer Wohnung geleistet habe und damit trumpfen konnte, dass Kevin Zierpflanzengärtner ist, haben wir den Zuschlag bekommen. Also Auto geliehen, den 2 Meter Kaktus ausgetopft, in Decken gewickelt und in den 5. Stock geschleppt.
Er gehörte einer 75 Jahre alten Dame aus einem Vorort Berlins, welche ihn von ihrem Cousin zum 10. Geburtstag bekommen hatte, damals ca. 20 cm hoch. Ihr Schwiegersohn hatte nach Jahrzehnten keine Lust mehr ihn im Winter immer reinzuräumen... wir hatten der Dame dann noch ein Foto seines neuen Zuhauses geschickt, sie hatte sich gefreut.

HUB: Was sollte man im Bergmannkiez kennen, wo isst es sich am besten und wo bekommt man das beste Herrengedeck?
MK: Ich mag die Marheinecke Markthalle - sie ist zwar schon hipper geworden, aber nicht zu vergleichen mit der Markthalle 9. Es gibt zwar auch vegan, dennoch bekommt man hier auch noch die klassische Currywurst oder eine gute Kohlroulade zu vernünftigen Preisen.
Läden in denen ich oft zu finden bin sind z.B. Schwesterherz und der Buchladen Langer&Bloomquist.
Das beste Herrengedeck gibt es natürlich bei uns!

Mike findet ihr auf Instagram unter herrklar.

Fotos & Interview: Jules Villbrandt