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Zu Besuch bei den Machern von Acanthus

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Mitten im Herzen von Berlin-Schöneberg wohnen Ly Dieu Dao und Alexander Stumm, die beiden Macher es Onlinemagazins Acanthus. Wir haben die beiden an einem heißen Sonntagvormittag in ihrer schönen Altbauwohnung besucht. 

Ly und Alexander, zunächst einmal herzlichen Dank, dass ihr uns in eure Wohnung gelassen habt. 

Könnt ihr euch einmal kurz vorstellen! Was macht euch aus?

Ly: Visuell zu arbeiten und gutes Essen waren schon immer meine Vorlieben. Bevor ich mich für den kreativen Weg entschieden habe, war ich viele Jahre in der Gastronomie als stellvertretende Leitung des elterlichen Betriebs verantwortlich. Ich habe Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Grafik & Mode in München studiert. Inzwischen arbeite ich als Freelance-Grafikdesignerin.

Alex: Ich habe Kunstgeschichte und Neuere Deutsche Literatur in München, Berlin und Venedig studiert und während des Studiums und danach in Galerien für zeitgenössische Kunst gearbeitet. Inzwischen habe ich meine Doktorarbeit geschrieben, über architektonische Rekonstruktion – ein heiß diskutiertes Thema in der Denkmalpflege –. Das Buch ist letztes Jahr erschienen, die Arbeit endlich in den eigenen Händen halten zu können, war schon ein gutes Gefühl. Jetzt arbeite ich als Redakteur bei der Architekturzeitschrift ARCH+. Und dann gibt es natürlich unser gemeinsames Projekt Acanthus.

Was hat euch beide von München nach Berlin-Schöneberg verschlagen?

Alex: Ich bin 2013 von Hamburg hierher nach Schöneberg gezogen. Zwischenzeitig hatte ich für ein Kunstprojekt in München gearbeitet. Über Freunde haben wir uns kennengelernt, beim Sommerfest von Lys Designschule. 

Ly: …Vor knapp drei Jahren war ich dann mit meinem Studium fertig. Da hieß es, entweder weiterhin in München zu bleiben und die eine kleine Wohnung zu horrenden Preisen zum mieten – zu dem Zeitpunkt hatte ich mir einer mit meiner damaligen Mitbewohnerin noch eine kleine WG geteilt, wo die Duschkabine in der Küche war – oder den großen Schritt wagen und nach Berlin ziehen.

Zusammen führt ihr das Blogmagazin Acanthus? Was sind eure Hauptschwerpunkte?

Ly: Wir haben gerade unsere Website weareacanthus.com neu gelauncht – Hier bringen wir die Themen, die uns am meisten interessieren: Architektur, Design und Travel. Am liebsten fotografieren wir Architektur, die uns in Berlin oder auf unseren Reisen auffällt – Alex verfasst dazu die Texte und sucht passende Zitate, die die Hintergrundgeschichte oder bemerkenswerte Episoden des Gebäudes erzählen...

Alex: ... die aber nie zu wissenschaftlich wirken sollen. Ich bin der Meinung, dass es manchmal anspruchsvoller ist, etwas klar und für Viele verständlich zu formulieren. Zu oft fahren Wissenschaftler das schwere begriffsterminologische Geschütz auf, es ist auch eine Art, sich zu verstecken und einer Diskussion zu entziehen.

Ly: Dann zeigen wir zeitgenössisches Design, das uns wirklich überzeugt. Hier kooperieren wir mit Gestaltern und jungen Projekten, aber auch mal mit etablierten Unternehmen. Wir mögen den vielfältigen Austausch mit anderen kreativen Menschen und entdecken so immer wieder Neues.

weareacanthus.com ist für uns deshalb zum Teil Blog, zum Teil Portfolio, denn man findet auch eine Auswahl von meinen Grafikdesign-Arbeiten und andere Texte von Alex.

Alex: Zudem sind wir bei Instagram auf @acanthusmagazine zu finden. Hier bringen wir fast täglich Beiträge – es ist wirklich schön zu sehen, dass sich viele für die Ästhetik und unsere Themenauswahl begeistern können. Unser Feed ist eine Art Moodboard; zudem sind wir immer auf der Suche nach Inspiration – über Instagram findet man vieles und ist schnell miteinander im Kontakt.

Wie ist denn da eure Aufgabenverteilung?

Alex: Da wir beide mit Kommunikationsdesign und Kunstgeschichte zwei unterschiedliche Ausbildungen haben, ist die Aufgabenteilung eigentlich klar. Ich übernehme die Textarbeit. Texte schreibe ich schon seit vielen Jahren im Studium und auch als Journalist für verschiedene Magazine – das ist das, was ich machen will. Fotos und Bildbearbeitung machen wir beide, aber Ly hat auf jeden Fall das bessere Auge, insofern vertraue ich ihr da im Zweifelsfall. Zum Glück sind wir meistens einer Meinung.

Ly: Nachdem ich mich jahrelang im Studium mit den Feinheiten von InDesign, Photoshop und Illustrator gequält habe, bin ich für die visuellen Bereiche die Hauptverantwortliche – also alles, von der Grafik bis zur Typografie, die Gestaltung der Website usw.

Wie wird es in Zukunft mit Acanthus weitergehen? Wie sehen eure Pläne aus?

 Alex: Bild und Text sind und bleiben auf jeden Fall der Kernbereich von Acanthus, das heißt Fotoproduktionen und Textinhalte zu schaffen, und diese visuell ansprechend zu inszenieren. Wir arbeiten sehr gerne mit anderen zusammen, das wollen wir auf jeden Fall weiter ausbauen. In welche Richtung es genau geht, entscheidet sich bei jedem Projekt neu, und genau das ist das Spannende.

Ly: Uns ist vor allem wichtig, dass es Spaß macht. In den letzten zwei Jahren hat sich Acanthus organisch entwickelt. Wir sind ganz zufrieden – und manchmal überrascht –, was bisher alles passiert ist. Und wir wollen das auch weiterhin so angehen, ohne uns jetzt selbst unter Druck zu setzen.

Wie groß ist eure Wohnung? War die Zimmerverteilung immer so oder habt ihr schon einmal Räume getauscht?

Ly:  Die Wohnung ist ca. 85 qm groß, mit zwei großen, hellen Räumen. Das Wohnzimmer mit den großen Altbaufenstern ist immer lichtdurchflutet – das freut auch unsere Pflanzen. Sogar die Monstera- und Avocado-Ableger gelingen mir inzwischen ganz gut!

Alex: Das Schlafzimmer hat einen kleinen Erker, vor dem Fenster steht eine schöne große Linde, das Zimmer ist etwas intimer. Die Raumaufteilung war deshalb von Anfang an offensichtlich. In der Küche hat man auch viel Platz, gerade hier gibt es noch viel nicht ausgeschöpftes Potential. Wir wollen sie schon seit längerem umgestalten und weiter ausbauen. 

Andererseits gefällt uns aber gerade, dass die Wohnung nicht saniert ist, was dann zwar chic aussieht, aber oftmals auch an Charme einbüßt. Gerade das ein Stück weit Provisorische an der Wohnung, dass eben nicht alles „fertig“ ist, mag ich wirklich gerne.

Ly: Das einzige was fehlt, ist der Balkon, aber das ist ja mit Blick auf den Berliner Wohnungsmarkt inzwischen wirklich ein Luxusproblem. ;)

Welche Dinge würdet ihr nie weggeben?

Ly: Das hat jetzt gar nichts mit Design zu tun, aber: Den alten Gasherd – denn ich liebe es auf Gasflamme zu kochen. Es ist ein ganz anderes Gefühl: alles geht schneller und schmeckt auch anders. Nur mit dem Ofen konnte ich mich noch nicht so recht anfreunden. Backen ist hier etwas schwierig, da man die Hitze nicht wirklich kontrollieren kann.

Was steht ganz oben auf eurer Interior-Wunschliste?

Alex: Irgendwann brauchen wir eine neue Couch. Ich hänge wirklich an dem alten Vintage-Sofa, es ist ein Erbstück von meinen Großeltern, noch aus den 1960er-Jahren. Der schlichte Mid-Century Stil und das knallorangene Polster gefällt uns immer noch super. Aber ein größeres Teil, auf dem man am Wochenende auch zu zweit gemütlich liegen, lesen, Musik hören und ein Film schauen kann, wäre schon schön. Wir sind immer noch auf der Suche, und konnten uns noch nicht entscheiden.

Was muss man bei euch im Kiez kennen? Wo muss man schon mal gegessen haben?

Ly: Wir genießen es, das Schöneberg im Vergleich zu anderen Teilen der Stadt noch ruhiger und weniger hip ist. Aber das ändert sich auch gerade und bei uns in der Nähe gibt es einige Hotspots, für die sich ein Besuch lohnt: Den besten Kaffee der Stadt gibt es im Double Eye in der Akazienstraße, und auch die Pasteis de Nata sind immer frisch und lecker. Der Rüyam, direkt an der Hauptstraße hat den ungeschlagen besten (Gemüse-)Döner in der Stadt – so viel besser als beim Touri-Laden am Mehringdamm, wo man viel zu lange anstehen muss. Und beim Jones gibt es das beste Eis mit hausgemachten Waffeln.Unweit ist immer Mittwochs und Samstagsder Winterfeldtmarkt.Da wir selbst sehr gerne kochen, holen wir uns hier die regionalen Zutaten der Saison. 

Alex: Der nicht mehr ganz so neue Park im Gleisdreieck wird von uns auch regelmäßig frequentiert, städtebaulich ist der wirklich gelungen. Schließlich gibt es die Potsdamer Straße, hier poppen ständig neue Galerien, Cafés und neue Restaurants auf. Trotzdem hat sich der Flair als berüchtigte Rotlicht-Straße ein gutes Stück weit erhalten. Die gewachsene Mischung in Schöneberg ist das, was das Stadtviertel so lebenswert macht.

Fotos: Jules Villbrandt / Interview: Alina Schulz