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Amodo- Linienstraße 150

Wir waren in der Linienstraße unterwegs und haben quasi durch Zufall den Designladen Amodo entdeckt, der den Italienern Marianna und Lupo gehört. Eigentlich könnten wir dort so ziemlich alles kaufen, ganz besonders haben es uns die Drucke angetan. Neben der feinsten Auswahl an Designprodukten sind es aber auch Marianna und Lupo selbst, die das Amodo zu einem so schönen Ort machen, als ob man alte Freunde besucht. Also beim nächsten Mittebesuch müsst ihr in die Linienstraße 150. Ihr werdet nie wieder Probleme haben ein Geschenk zu finden.

Könnt ihr beiden euch kurz vorstellen? Wie hat es euch nach Berlin verschlagen?

M: Ich komme aus einer kleinen und schönen Stadt in Italien, Modena, und seit 2010 wohne in Berlin, die schon immer meine Lieblingsstadt war. Damals, obwohl ich keine Deutsch sprechen konnte, bin ich enthusiastisch und voll happy nach Berlin umgezogen, um mit einer Kunstgalerie zu arbeiten. Das war die beste Entscheidung meines Lebens: die Stadt ist immer eine neue Überraschung und Inspiration obwohl meine Verbindung mit der Heimat natürlich stark ist und ich Italien regelmäßig besuche… das ist die perfekte Balance!

L: Zeitgenössische Kunst, Wandern, Essen und Fotografie sind meine Leidenschaften. Ich kam nach Neukölln vor mehr als zehn Jahren, kurz vor meinem Studiumabschluss, und ich werde sehr wahrscheinlich hier bleiben, obwohl ab und zu die Idee unwiderstehlich erscheint, mich in ein wenig besuchtes Tal der friulanischen Dolomiten zurückzuziehen. Ich bin aufgewachsen und habe studiert in zwei kleinen Städten des italienischen Nord-Ostens. Nach der Uni brauchte ich frische Luft. Ale, mein damaliger Mitbewohner und heutiger Supporter Nr. 1 von AMODO, brauchte auch frische Luft. Berlin hat uns beide ganz stark angezogen, also sind wir einfach losgefahren. Mit dem Zug um 0:06 Uhr von Verona. Eine schöne Erinnerung, immer noch sehr intensiv da.

Wer sind eure Helden? 

L: Uh. Ich wurde von ein paar Menschen sehr beeinflusst, die ich sehr wertschätze. Neulich sind es zwei Köche: der US-Amerikaner Dan Barber und der Schwede Magnus Nillsson. Sonst Stephen Shore für Uncomon Places und Roman Signer für seine ganze Karriere. Enki Bilal und Hugo Pratt für ihren Sinn für Abenteuer und Erkundung. Pier Vittorio Tondelli, Peter Handke, Andrei Tarkowski für ihren Sinn für das Zeitgenössische.

M: Es gibt viele Leute, die für mich sehr wichtig sind… wenn jetzt zwei wählen sollte, dann würde ich zwei Frauen sagen, die die zwei Generationsgegenseiten meiner Familie sind: meine Oma Wanda, die 100 Jahre alt ist, und meine Nichte Viola, 5 Jahre.

Wann habt ihr entschieden einen Laden aufzumachen und warum?

M: Nach einer langen und intensiven Erfahrung in der Kunstwelt habe ich kurz bei RSVP gearbeitet, die schöne Papeterie in der Mulackstraße. Das hat irgendwie als Motivation funktioniert. Ich habe gedacht einen Laden zu eröffnen, um meine Leidenschaften zu pflegen: Kunst, Handwerk und Ästhetische Forschung. Lupo hat die Idee ab sofort unterstützt und so haben wir ein neues Kapitel angefangen!

L: Ja das stimmt, als Mari bei RSVP arbeitete, meinte ich zu ihr, dass ich sie noch nie so zufrieden erlebt hatte und dass ich sie völlig unterstützen würde, falls sie einen eigenen Laden aufmachen wollte. Anfang 2015, innerhalb von wenigen Wochen meine Unterstützung ist konkreter geworden und ich war mehr und mehr involviert und begeistert.

War es kompliziert die Immobilie hier in der Linienstraße zu finden?

L: Wir hatten viel Glück. Ich hatte eine Auswahl von Anzeigen vorbereitet, die ich online gefunden hatte, und dabei hatte ich diesen Laden in der Linienstraße an erster Stelle gesetzt, weil er mir perfekt wegen Größe und Ort vorkam. Marianna und die Besitzerin haben sich von Anfang an sehr gut verstanden.

Das schwerste an jedem Unternehmen ist der Name! Was bedeutet Amodo und habt ihr lange gebraucht den Namen zu finden? 

M: AMODO ist eine typische Redensart meiner Region, Emilia-Romagna, die „ordentlich” heißt. “fatto a modo” heißt “gut gemacht” und das ist die Theorie hinten dem Laden. Wir wollten einen Name, der unsere italienische Wurzeln ausdrücken würdet und das war perfekt: kurz, einfach und mit einer passenden Bedeutung!

 

Wie sucht ihr eure großartigen Produkte aus und wie viel Italien steckt in eurer Auswahl?

L: Das Sortiment auszuwählen ist sehr wichtig und es macht großen Spaß. Ich denke, der Anfang war gut: dabei haben wir auf langjährigen Interessen und Entdeckungen gebaut. Während dieser ersten sechs Monate Arbeit im Laden sind wir noch besser geworden. Und wir bekommen immer mehr interessante Angebote. Ich bin sehr zufrieden.

M: Wir finden die Produkte, und die Produkte finden uns: es ist eine wechselseitige Suche. Wir wollen nur Sachen, die handgemacht werden oder aus kleinen Manufakturen kommen, nicht unbedingt aus Italien. Die Suche nach Produkten ist einer der interessantesten Aspekten des Ladens, es gibt viele Leute kennenzulernen, die geile Projekte entwickeln. Das hat nichts mit den Grenzen zu tun, deswegen wollten wir nicht einen italienischen Laden eröffnen, weil es gibt so viele interessante Sache, die aus aller Welt kommen! Es ist wahr, dass die Auswahl reflektiert, wer wir sind, unsere Reisen und unser Herkunft. Gerade eure kleinen Auflagen an Prints und Drucken haben es mir angetan!

Kennt ihr alle Künstler persönlich? 

M: Ja! das Projekt Medulla, von Davide Montorsi, kenne ich seit lange, weil er aus meiner Stadt kommt. Francesco Bevini, der auch die Schaufensterdeko mit MT-Klebeband gemacht hat, ist auch ein alter Bekannter aus meiner Modena-Clique. Brit (Oh Bones) und Ottoeffe habe ich online gefunden, aber dann persönlich kennengelernt. Das ist ein schöner Vorteil der Arbeit.

In eurem Instagram sieht man, dass ihr schon höchst prominenten Besuch hattet. Und zwar war Aiweiwei hier, hat er etwas gekauft? (#groupiefrage)

M: Als Aiweiwei den Laden besucht hat, war ich so aufgeregt, weil für mich er ein Held ist. Er war super nett und freundlich auch wenn ich ihn gefragt habe, ein Foto zu machen… was für einen Mann! Er hat die Hände von Kühn Keramik gekauft: https://www.instagram.com/p/-Tca5dNOSn/?taken-by=amodoberlin

Was sind eure Tipps für Menschen mit dem Traum eines eigenen Ladens? 

L: Findet einen Partner, dem ihr vertraut und der ein bisschen Erfahrung hat. Einen Laden aufzumachen, ist eine ziemlich aufwendige Sache: es alleine zu tun, scheint mir, ein bisschen zu viel zu sein. Außerdem kommt die beste Auswahl immer von zwei Personen, die einen ähnlichen aber nicht den gleichen Geschmack haben. Kreative und konstruktive Auseinandersetzungen sind der erste Schritt, um später gut bei den Kunden anzukommen.

M: Keep it real.

Als echte Italiener könnt ihr am besten entscheiden, wo gibt es in Berlin die beste Pasta und Pizza? 

L: Für die "primi piatti" Sala da Mangiare und, in der Hoffnung, dass sie bald einen neuen Ort finden, der einfacher zu erreichen ist, Osteria Emilia. Was vermisst ihr an Italien und was wiederum liebt ihr an Berlin. Nur eines fehlt mir: die Dolomiten. Und um genau so kurz und bündig die Frage zu Berlin zu beantworten: was ich an Berlin liebe, ist der starke Eindruck, seine eigene Träume hier verwirklichen zu können, seien sie groß oder klein.

M: Da ich eine super Pizza Fan bin, haben wir viele Pizzerien probiert… Im Moment sind die zwei beste “Fratelli la Bionda” und “Standard Pizza”. Wenn du etwas besonders willst die Canadian Pizza ist auch eine gute Idee, total anders als die italienische Pizza, aber sehr interessant.

Was vermisst ihr an Italien und was wiederum liebt ihr an Berlin? 

An Italien vermisse ich das Licht. Es klingt banal, aber nach 5 Jahren in Berlin es ist mir schwierig den dunkeln Winter zu überleben, anderenteils ich liebe die Stadt, wenn der Frühling wiederkommt. In Berlin gibt es immer etwas Neues zu erfinden, die Stadt bewegt sich und das liebe ich auch und wenn alles zu viel ist, kann man immer einen regenerierenden Ausflug in schönen brandenburgischen Wäldern genießen!

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